Geschenke finden oder: Bettmümpfeli

Noch bis vor wenigen Jahren wusste ich einfach immer, was ich Omi Paula zu Weihnachten schenken würde. Ich druckte Fotos aus, machte daraus Collagen, kaufte Foulards, warme Socken, Parfum, Handgelenkwärmer und Wollmützen.

Dann wurde Omi älter. Ich schenkte ihr Plüschtiere, einen Porzellan-Barri, Blumen, Katzenfutter.
Als ich Omi 2011, ihr letztes Weihnachten im Haus, den Porzellan-Barri übergab, weinte sie und herzte ihn. Das hat mich damals total geschockt. Sie war so gerührt und berührt.

Omis Geschenke haben sich auch verändert. Als ich noch ein Kind war, überhäufte sie mich mit Geschenken. Ich kriegte Barbies, Puppenhaus-Möbel, Bücher. Ich kriegte wohl all das, was Omi als kleines Mädchen nicht bekommen hat. Als ich älter wurde, schenkte sie mir Schokolade, Bündnerfleisch, Katzenzüngli und später dann Salami.

Nützliche Dinge. Das wars.
Für sie war es wichtig. Sie hat sich für alles immer hundert Mal entschuldigt. Das war mir so peinlich. Denn die Art und Weise wie sie schenkte, war einfach wunderbar. So herzlich.

Ich wusste nicht mehr, was ich Omi schenken soll. Fotos verstören sie. Sie erkennt mich und sich nicht mehr und es ist nicht mehr wichtig. Plüschtiere scheinen mir auch nicht das Richtige zu sein. Sie hat alles, was sie braucht im Pflegeheim.

Die Pflegende am Weihnachtsessen hat mich nun auf eine Idee gebracht. Omi liebt Süsses. Sie hat offenbar ein neues Ritual entwickelt: sie isst abends immer ein Bettmümpfeli. Jetzt schenke ich Omi kleine Napolitains, die sie vor dem Schlafengehen essen und geniessen kann.

Das Wort“Bettmümpfeli“ rührt mich noch immer, denn es passt so zu Omi und zu mir. Ich erinnere mich noch an das Buch, das ich als Kind gelesen habe, und das ich ebenfalls mit Omi verbinde.

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