Arbeiten im Atelier

Nach bald anderthalb Monaten im Haus pendelt sich unser Leben langsam ein. Der Schnee ist weg. Der Frühling meldet sich langsam an. An meinen freien Tagen arbeite ich im Atelier unten. Ich habe freien Blick auf die Strasse und den noch nicht-existenten Garten.

Zum ersten Mal kann ich zusehen, wie die Schneeglöckchen, die Primeln und die Krokusse blühen. Hinter dem Haus spriessen die Knospen der alten Forsythie. Noch vor zwei Jahren, noch vor einem Jahr hätte ich niemals zu träumen gewagt, dass ich hier leben darf. Dass Haus und Land mir gehören.

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Ich hänge nicht an Besitz. Reich bin ich definitiv nicht.
Aber es befriedigt mich, dass ich im Haus meiner Familie lebe.
Meine schlimmsten Albträume haben sich nicht erfüllt. Ich hatte Angst, dass das Haus verkauft werden muss. Dass alles abgerissen wird. Meine Kindheit in Schutt und Asche liegend. Ich denke, mit uns als Bewohner hat das Haus eine Zukunft. Die Balken knarren zwar und ich habe manchmal Angst, dass sie brechen. Aber noch bietet uns das Haus Schutz.

Ich denke über unser Fotoprojekt nach. In einer Schachtel, die ich erst vor einigen Wochen entdeckt habe, fand ich viele Fotos meiner Urgrosseltern. Ich möchte die Aufnahmeorte herausfinden und die Fotos nachstellen. Mutters Grab muss ich noch bepflanzen. Das werde ich aber wohl erst nach Ostern tun, da die letzte Jahre über die Feiertage hinweg das Grab abgeräumt und die Blumen geklaut wurden.

Ich schreibe. In der Tanne vor dem Haus pfeift ein Vogel. Ich muss mich noch immer an meine Aussicht gewöhnen. Es ist so still hier. Der Strassenlärm dringt nicht bis zu uns herunter. Es ist kein Vergleich zu unserem alten Wohnort. Neben unserem Haus rauscht der Bach. Die Katze hat es bequem gemacht und beobachtet eine Kohlmeise. Alles ist in Bewegung.

 

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